IBA Stadtumbau 2010
Standort 4: Saline-Insel. Brückenschlag
Der Ort
Durch den Ausbau von Halle-Neustadt wurde die landschaftlich reizvolle Salineinsel, westlich der Altstadt gelegen, zur geographischen Mitte der neuen Doppelstadt. Sie war Standort der Salzproduktion und mit dem Sophienhafen und der Energieerzeugung am Holzplatz über Jahrhunderte das wirtschaftliche Kraftzentrum der Stadt. Die größte Saale-Insel der Stadt ist durch Magistrale und Mansfelder Straße mehrfach durchschnitten und nicht mehr als einheitlicher Raum erlebbar. Die Barrieren entstanden ausschließlich im Zusammenhang mit der Versorgung und Erschließung von Neustadt. Die Erschließung der Insel selbst ist dagegen unterentwickelt. Ihr Potenzial als attraktiver Standort mitten in der Stadt konnte sich nicht richtig entfalten. Symptomatisch sind die Brachen am Sophienhafen. Auch die Wiederbelebung des historischen Salinen-Ensembles kommt nur zögerlich voran trotz der geglückten Sicherung der Großsiedehalle und der erfolgreichen Ausstellung „Wandel-Halle“ zur Stadtentwicklung 2006.
Das Thema
Seit langem ist es erklärtes Ziel der Stadt, die Insel durch einen Mix aus „Wohnen am Fluss“, Freizeit, Kultur und Gewerbe zu einem Bindeglied der beiden Hallenser Stadthälften zu machen. Die unzerstörten Naturräume, das Freibad, der alte Gasometer und vor allem das historische Ensemble um das Salinemuseum sind wichtige, bereits jetzt genutzte Stärken des Standorts. Aber ohne öffentliche Vorleistungen zur Verbesserung der Infrastruktur werden die Pläne nicht wirken und die notwendigen privaten Investitionen kaum mobilisiert werden können. Das gilt vor allem für den Nordteil der Insel auf dessen Höhe sich Neustadt und Altstadt am nächsten liegen.
Eine Vernetzung der Saline mit den beiden Stadthälften kann dafür sorgen, dass die Insel doppelt profitiert und die Doppelstadtteile ihrerseits von einer attraktiven Salineinsel profitieren. Aussichtsreich ist die Chance, dass das reiche Kulturleben der Altstadt über die Saale „schwappen“ kann. Thema ist somit, mit Hilfe kurzfristig realisierbarer Infrastrukturmaßnahmen die dringende Aufwertung des Standortes nachhaltig anzustoßen.
Die Fragen
Welche Maßnahmen können neben dem Wassertourismus auch den Kulturtourismus im engen Verbund mit der Altstadt fördern?
Welche Initiativen sind Erfolg versprechend, um Investitionen anzustoßen und eine dauerhafte Wiederbelebung der historischen Bauten zu sichern?
Das IBA-Projekt
Die Aufwertung der Saline-Insel „zu Wasser und zu Lande“ und die Einigung auf konkrete Projekte gehörten zu den schwierigsten Aufgaben der IBA in Halle. Die noch fehlende „Lobby“ der Insel musste durch die Projektangebote erst hergestellt werden, der IBA-Prozess wurde hier in der Öffentlichkeit auch kritisch begleitet. Aber er zeigt erste Erfolge.
Offizielle IBA-Projekte sind der 2010 fertig gestellte Stadthafen an der Elisabeth-Saale und eine Schrägseilbrücke für Fußgänger und Radfahrer, die in Höhe der Franz-Schubert Straße über die Saale zur Altstadt führt. Sie kann als Schlüsselprojekt bezeichnet werden. Da ihre Finanzierung aber erst ab 2009 gesichert werden konnte – ein Folge des Abstimmungsprozesses –
und das Baurecht durch ein Planfeststellungsverfahren herzustellen war, konnte der Baustart erst nach dem offiziellen IBA-Abschluss erfolgen. Sie wird nun bis 2012 fertig gestellt werden. Damit der „Brückenschlag“ über die Insel und speziell zwischen Stadthafen, Sophienhafen und Altstadt funktioniert, ist eine weitere Brücke nötig, die bis 2010 über den Kotgraben gebaut sein wird.
Damit entsteht eine Querverbindung, die am Stadthafen und an der neuen Saalebrücke mit neuen Fuß-Radwegen vernetzt wird, die im Süden der Insel über die Hafenbahntrasse bis zum Thüringer Bahnhof fortgesetzt werden. Auch der Saale-Radwanderweg kann dann endlich über die Insel geführt werden. Ein Gewinn für den Saale-Tourismus.
Damit verbunden sind weitere, ebenfalls im Rahmen der IBA geförderte Maßnahmen, insbesondere das neue Eingangsbauwerk für Saline-Freibad und „Hallorenpark“.
Obwohl die Umsetzung der IBA-Projekte noch läuft, ist ihre Anstoßwirkung bereits zu spüren. Am Sophienhafen wird jetzt nach Jahren der Ungewissheit investiert für ein größeres Wohnungsbauprojekt und den Ausbau eines akttraktiven Bootshafens. Für Wohnen an der Saale besteht eine hohe Nachfrage.
Die IBA förderte darüber hinaus auch Initiativen, um für die beiden leer stehenden Industriedenkmale der Saline-Insel eine nachhaltige Nutzung zu ermöglichen. Die Gasometer-Ruine wurde hergerichtet, sodass dort im Sommer 2009 das Festival „Theater der Welt“ erfolgreich inszeniert werden konnte. Für das Salinenensemble wurde 2008 ein studentischer Ideenwettbewerb für ein Science Center durchgeführt. Die interessanten Beiträge sollen die Bemühungen um eine Wiedernutzung des Ensembles befruchten.